Willkommen zur Schulung "CE – Schulung Teil 1 Rechtlicher Hintergrund". Die Schulung behandelt die rechtlichen Grundlagen der CE-Kennzeichnung für Produkte und Maschinen im europäischen Wirtschaftsraum (E-W-R--). Die CE-Schulung Teil 1 erklärt die wichtigsten europäischen Richtlinien für die Produktsicherheit, wie die Niederspannungs-, Maschinen-, EMV-, atex und RO H S-Richtlinie. Diese Richtlinien sorgen für einheitliche Standards und Verbraucherschutz im europäischen Wirtschaftsraum. Hersteller müssen prüfen, ob ihr Produkt betroffen ist, und sind verpflichtet, eine Risikoanalyse, technische Dokumentation, Betriebsanleitung und die CE-Kennzeichnung zu erstellen. Die Anforderungen können durch eigene Lösungen oder durch die Anwendung harmonisierter Normen erfüllt werden. Der Konformitätsprozess umfasst die Identifikation relevanter Richtlinien, die Einhaltung der Normen, Prüfungen und die Ausstellung der Konformitätserklärung..
[Audio] Bei der CE-Kennzeichnung geht es nicht nur um ein kleines Logo, sondern um ein umfassendes System zur Sicherstellung von Produktsicherheit in der EU. Die rechtliche Basis bilden verschiedene EU-Richtlinien und Normen, die Mindestanforderungen an elektrische Sicherheit, elektromagnetische Verträglichkeit und Umweltverträglichkeit definieren. Zum Beispiel schreibt die Niederspannungsrichtlinie 2014/35/EU Schutzmaßnahmen gegen elektrische Gefährdungen vor, während die RoHS-Richtlinie den Einsatz bestimmter gefährlicher Stoffe wie Blei und Quecksilber in Elektronikprodukten reguliert. Diese Richtlinien bilden ein Sicherheitsnetz, das den Verbraucher schützt und Herstellern gleichzeitig klare Leitplanken für die Produktentwicklung vorgibt. Das CE-Zeichen sagt aus, dass ein Produkt den einschlägigen europäischen Richtlinien entspricht. Für Schaltschränke im industriellen Bereich bedeutet dies, dass sie vor der Inbetriebnahme vom Hersteller in Verkehr gebracht und mit CE gekennzeichnet werden müssen.“.
[Audio] „Was sind europäische Richtlinien? Europäische Richtlinien sind verbindliche Rechtsakte der Europäischen Union, die von den EU-Institutionen erlassen werden. Sie legen Ziele und Anforderungen fest, die von den Mitgliedstaaten erreicht werden müssen, lassen jedoch offen, in welcher Form und mit welchen Mitteln dies geschieht. Das bedeutet, dass Richtlinien nicht direkt in jedem Mitgliedstaat gelten, sondern zunächst in nationales Recht umgesetzt werden müssen – etwa durch Gesetze, Verordnungen oder technische Vorschriften. Richtlinien dienen dazu, einheitliche Regeln im europäischen Binnenmarkt zu schaffen und das Zusammenspiel der nationalen Rechtssysteme zu harmonisieren. Besonders wichtig sind sie im Bereich des Produktsicherheitsrechts, wo sie Vorgaben sowohl für Hersteller als auch für Betreiber von technischen Produkten enthalten. Beispiele hierfür sind etwa die Maschinenrichtlinie, die Niederspannungsrichtlinie oder die EMV-Richtlinie, die allesamt regeln, unter welchen Bedingungen ein Produkt in Europa in Verkehr gebracht werden darf. Ziele der Herstellerrichtlinien der EU Herstellerrichtlinien der Europäischen Union verfolgen das Ziel, ein hohes Maß an Sicherheit und Verbraucherschutz im europäischen Binnenmarkt zu gewährleisten. Im Mittelpunkt steht dabei der Schutz von Menschen, Tieren und Sachwerten vor Risiken, die von Produkten ausgehen können. Durch klare Anforderungen an die Produktsicherheit wird ein hohes Schutzniveau für Verbraucher angestrebt. Gleichzeitig sollen die Richtlinien zum Abbau technischer Handelshemmnisse beitragen. Indem sie europaweit gültige Anforderungen an Produkte festlegen, schaffen sie einheitliche Standards für das Inverkehrbringen technischer Erzeugnisse. Das erleichtert den freien Warenverkehr innerhalb der EU und verhindert, dass nationale Sonderregelungen den Handel behindern. Ein zentrales Element der Herstellerrichtlinien ist die Verantwortungsübernahme durch den Hersteller. Dieser ist verpflichtet, sicherzustellen, dass sein Produkt den geltenden Anforderungen entspricht, bevor es auf den Markt gebracht wird. Dazu gehören unter anderem die Durchführung von Konformitätsbewertungen, das Erstellen technischer Dokumentationen sowie das Anbringen des CE-Zeichens als Nachweis der Einhaltung der EU-Vorgaben..
[Audio] „Der Geltungsbereich von CE-relevanten Richtlinien erstreckt sich über den gesamten Europäischen Wirtschaftsraum, also alle EU-Staaten plus Norwegen, Island und Liechtenstein. Durch bilaterale Abkommen sind auch Länder wie die Schweiz und die Türkei eingebunden. Für Unternehmen bedeutet das: Sobald ein Produkt in diesen Märkten vertrieben werden soll, muss sichergestellt werden, dass alle CE-Anforderungen eingehalten sind. Das betrifft nicht nur technische Produkte, sondern auch deren Dokumentation, Konformitätserklärungen und Sicherheitsinformationen.“.
[Audio] „Die Liste der CE-relevanten Richtlinien ist lang – und sie wird stetig erweitert. Neben bekannten Richtlinien wie der Maschinenrichtlinie oder der EMV-Richtlinie kommen neue hinzu, wie z B. die Cyberresilienz Verordnung (C-R-A--), die digitale Produkte vor Cyberangriffen schützen soll. Jede dieser Richtlinien hat ihren eigenen Fokus und spezifische Anforderungen, die Hersteller kennen und umsetzen müssen. Das Ziel ist ein umfassender Schutz – für Menschen, Umwelt und Infrastruktur.“.
[Audio] „Wer CE-konforme Produkte auf den Markt bringen möchte, muss sich mit einer Reihe an Spezialvorschriften beschäftigen. Ein Schaltschrank für industrielle Anwendungen unterliegt in der Regel mehreren CE-Richtlinien. Dazu gehören insbesondere die Niederspannungsrichtlinie (2014/35/EU), da der Schaltschrank typischerweise mit Spannungen über 50 5 AC betrieben wird, sowie die EMV-Richtlinie (2014/30/EU), da elektrische Komponenten wie Leistungsschalter, Frequenzumrichter oder Steuerungen elektromagnetische Störungen verursachen oder empfindlich darauf reagieren können. Sofern der Schaltschrank Teil einer Maschine ist und nicht eigenständig betrieben werden kann, wird er als unvollständige Maschine im Sinne der Maschinenrichtlinie (2006/42/EG) eingestuft. In diesem Fall erfolgt keine CE-Kennzeichnung auf dem Schaltschrank selbst, sondern eine Einbauerklärung wird dem Kunden zur Integration in die Gesamtmaschine mitgegeben. Die atex Richtlinie (2014/34/EU) ist nur relevant, wenn der Schaltschrank ausdrücklich für den Einsatz in explosionsgefährdeten Bereichen vorgesehen ist. Was fordern die einzelnen Richtlinien? Zum Beispiel fordert die atex Richtlinie, dass Produkte für explosionsgefährdete Bereiche besondere Sicherheitsmechanismen haben. Die Niederspannungsrichtlinie fordert, dass elektrische Geräte innerhalb bestimmter Spannungsbereiche so sicher konstruiert und geprüft werden, dass sie bei bestimmungsgemäßem Gebrauch keine Gefährdung für Personen, Tiere oder Sachen darstellen. Die Maschinenrichtlinie hingegen legt Wert auf sichere Konstruktion und klare Betriebsanweisungen. Die Cyberresilienz Verordnung verlangt von Herstellern digitaler Geräte, dass Sicherheitsupdates und Schwachstellenmanagement umgesetzt werden. Es reicht also nicht, nur ein CE-Logo aufzubringen – die Richtlinien müssen inhaltlich verstanden und praktisch erfüllt werden. “.
[Audio] „Grundsätzlich gibt es zwei mögliche Wege: die Anwendung eigener Spezifikationen oder die Anwendung anerkannter technischer Regeln, wie z B. harmonisierter europäischer Normen. Entscheidet sich ein Hersteller für eigene Spezifikationen, muss er selbst nachweisen, dass sein Produkt alle grundlegenden Anforderungen der jeweils geltenden Richtlinien erfüllt. Dies erfordert in der Regel umfangreiche technische Nachweise, Tests oder Berechnungen und ist mit einem höheren Aufwand sowie rechtlichen Risiken verbunden. Einfacher und rechtssicherer ist die Anwendung anerkannter Regeln. Dazu zählen insbesondere harmonisierte Normen, deren Einhaltung eine sogenannte „Vermutungswirkung“ erzeugt – also die Annahme, dass die Anforderungen der Richtlinie erfüllt sind. Diese Vorgehensweise bietet eine standardisierte, nachvollziehbare und effiziente Möglichkeit, die Konformität zu erklären.“.
[Audio] Links ist ein Auszug aus dem Amtsblatt der Europäischen Union zu sehen. Dort veröffentlicht die EU regelmäßig Listen harmonisierter Normen – also Normen, die offiziell anerkannt wurden, um die Anforderungen bestimmter Richtlinien zu erfüllen. In unserem Beispiel sind unter anderem die Normen der EN 61439-Reihe aufgeführt. Diese sind besonders relevant für den Schaltschrankbau und legen konkrete Anforderungen an Niederspannungs Schaltgerätekombinationen fest – also genau das, was in der Praxis gebaut wird. Warum ist das so wichtig? Normen helfen dabei, die oft recht allgemein formulierten Anforderungen aus EU-Richtlinien technisch umsetzbar zu machen. Wenn wir eine harmonisierte Norm korrekt anwenden, gilt die sogenannte Konformitätsvermutung. Das bedeutet: Es wird davon ausgegangen, dass unser Produkt die gesetzlichen Anforderungen erfüllt – ein riesiger Vorteil für uns als Hersteller. Die Frage ist jetzt natürlich: Wie finde ich eigentlich die richtigen Normen für mein Produkt? Dazu gibt es verschiedene Wege. Am direktesten ist die Suche über die Webseite der Europäischen Kommission. Dort gibt es eine Übersicht aller harmonisierten Normen, sortiert nach Richtlinien. Alternativ kann ich über nationale Normenorganisationen wie das D-I-N oder über Fachverbände wie den V-D-E gezielt nach relevanten Normen suchen – zum Beispiel für den Bereich Elektrotechnik oder Maschinenbau. Harmonisierte Normen sind nicht nur eine technische Hilfe, sondern bieten uns auch rechtliche Sicherheit bei der CE-Kennzeichnung. Deshalb lohnt es sich, schon früh im Entwicklungsprozess die passenden Normen zu identifizieren und aktiv anzuwenden..
[Audio] „Ein Hersteller übernimmt mit der CE-Kennzeichnung Verantwortung. Zu den Pflichten gehören eine gründliche Risikoanalyse, die technische Dokumentation, verständliche Betriebsanleitungen und die CE-Kennzeichnung selbst. Außerdem muss er sicherstellen, dass das Produkt alle grundlegenden Anforderungen der jeweiligen Richtlinien erfüllt. Besonders wichtig: Auch Unternehmen, die Produkte unter eigenem Namen vermarkten, ohne sie selbst zu produzieren, gelten als Hersteller – und tragen die volle Verantwortung.“.
[Audio] „Der Weg zur CE-Kennzeichnung ist ein strukturierter Prozess. Zunächst werden alle relevanten Produktdaten gesammelt und die zutreffenden Richtlinien sowie Normen identifiziert. Anschließend wird das Produkt technisch geplant und entwickelt – unter Berücksichtigung aller Sicherheitsanforderungen. Prüfungen und Dokumentationen werden erstellt und gesammelt. Am Ende steht die Konformitätserklärung, die bescheinigt, dass das Produkt rechtskonform ist und sicher verwendet werden kann. Diese Erklärung ist essenziell – denn sie ist der Nachweis gegenüber Marktaufsichtsbehörden und Kunden.“.